Die Krone
- Thema:
- Veröffentlichte Texte
- Erstellt am
- 01.04.2020
- Autor:
- Tatjana Carpino Satz
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In aller Munde ist ein winziges „Lebewesen“, ein Virus. Es lässt uns erkennen, wie verletzlich wir sind und wie zerbrechlich unsere Welt mit den uns vertrauten Abläufen. Die WHO gab ihm den Namen Corona, das heisst auf Latein „Krone“.
Wie ironisch, dass von all den vielen Viren, gerade dieses Coronavirus uns daran erinnert, dass wir auf Erden nicht alles im Griff haben und keine allmächtigen Könige sind. Weder die Erde noch unser Leben haben wir im Griff. Bei wem liegt die Kontrolle? Wer ist der wahre Herrscher in der Welt? Gibt es überhaupt einen? Was glauben Sie?
Im Johannes-Evangelium, Kapitel 18., Vers 36f. antwortete Jesus dem Statthalter Pontius Pilatus: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn mein Königtum von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen, damit ich den Juden nicht ausgeliefert würde. Nun aber ist mein Königtum nicht von hier.“ Da sagte Pilatus zu ihm: „Also bist du doch ein König?“ Jesus antwortete: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.“ Sein Königreich ist im „Himmelreich“, die Frage bleibt: Wer herrscht über die Welt?
Als Pilatus Jesus doch zum Tod verurteilte und die Soldaten ihn verhöhnten, trug Jesus unfreiwillig eine Krone. Eine Dornenkrone. Am Freitag musste er alles ihm Vertraute auf Erden loslassen: Er starb am Kreuz. Darauf schrieben die Römer „INRI“: „IESVS NAZARENVS REX IVDAEORVM“. Jesus aus Nazareth, König der Judäer.
Er musste so grausam sterben, weil er jenen Menschen nicht gefiel, die Angst vor ihm und vor seinen Worten hatten. Weil er sie lehrte und ihnen zeigte, dass sie sich an falsche Werte klammerten oder stolz waren. Weil er ihnen die Kronen zeigte, die sie sich selbst aufgesetzt hatten.
So, wie wir klammerten sie sich ängstlich an materielle Sicherheiten, Macht, Bequemlichkeiten, Gewohnheiten, Wissen, Selbstbilder. Genau dieses Klammern wird uns dann wieder bewusst gemacht, wenn wegen einer Ausnahmesituation das Gewohnte wegfällt oder aufgeschoben wird und wir darunter leiden.
Ein heiliger Lichtschein aus der Ewigkeit krönte ihn, den Auferstandenen, seit seiner Geburt. Nur wenige konnten dies erkennen. Die wahre Krone Jesu offenbarte sich am dritten Tag nach seinem Tod, an Ostern. Als Messias, als Christus, Gesalbter Gottes, erfüllte er für die Christen die Hoffnung, auf Erden endlich ein Königeich des Friedens einzurichten mit ihm, dem sanften und gnädigen Herrscher auf dem Thron.
Wer von uns teilt diese Hoffnung? Wer ist bereit, im eigenen Leben Frieden zu verströmen und so einen eigenen Beitrag zu dieser Hoffnung zu leisten?
Ich wünsche Ihnen eine gesegnete und bewusst gelebte Karzeit und Frohe Ostern!
Ihre Pfarrerin Tatjana Carpino Satz
Dieser Artikel erschien für die Kirchgemeinde Thunstetten im "Chileblatt" April 2020. Im Chileblatt waren vier Bilder neben dem text: Das Corona-Virus, Eine goldene Krone, eine Dornenkrone, Jesuskopf mit Heiligemschein.